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Unsere Geschichte

Das Fährgut in Loschwitz wurde in einer Zeit erbaut, in der die meisten Häuser klein waren und nur für ein oder zwei Generationen gedacht waren. Unser Fährgut war das größte Anwesen im Dorf zu jener Zeit. Abgesehen von der Wohnung des „Erbfährmeisters“ gab es im Erdgeschoss eine Gaststube, wo man bei einem Glas Wein auf die Fähre warten konnte. Eine Weinpresse stand den örtlichen Winzern zur Verfügung, und Traubensaft konnte in zwei Tonnengewölben gelagert werden. Im Vorraum gab es eine offene Feuerstelle, wahrscheinlich auch zum Räuchern genutzt, und im Keller sprang einst eine Quelle auf, die beim Bau des Trille-Kanals versiegte. Zum Fährgut gehörte zudem ein Fährhaus für die Fährknechte, das auch Sommergästen Unterkunft bot, sowie weitere Nebengebäude. Ein Anbau aus dem Jahr 1863 beinhaltete offensichtlich auch eine Schmiede.

In der Nähe der Stadt gelegen, war Loschwitz seinerzeit mit seiner bedeutenden Verbindung durch den Loschwitzgrund nach Bühlau und Bautzen eine der ältesten und wichtigsten Elbquerungen in Sachsen. Eine mögliche Deutung des Dorfnamens könnte sich auf den Wohnsitz des Fährmanns beziehen. Das Privileg, die Fähre in Loschwitz zu betreiben, war über viele Jahrhunderte an den Besitz des Fährgutes gebunden. George Hempel wird erstmals 1556 als Eigentümer erwähnt, und das Haus wurde vermutlich zu Beginn des 17. Jahrhunderts errichtet. Bei einem Umbau im Jahr 1697 hinterließ Hans Balthasar Hempel seine Initialen, was zu der heutigen Form des Gebäudes führte.

Auf dem Weg vom Dorfplatz zur Elbe begegneten Besucher des Fährguts nicht nur Waschfrauen, Fischern, Händlern und Fuhrleuten, sondern auch Monarchen und berühmten Künstlern, die die Fähre nutzten. So überquerte Friedrich Schiller wohl hier den Fluss, um im Gasthof Blasewitz ein Glas Milch zu genießen. Auch Persönlichkeiten wie Theodor Körner und Ludwig Richter hielten sich in dieser Gegend auf. Der Fotograf August Kotzsch stellte in einem Nebengebäude seinen fahrbaren Dunkelkammerwagen unter, um ihn nicht ständig den Hang hinaufschieben zu müssen. Auch Künstler waren oft Gäste im Fährgut. Der Maler Anton Graff soll 1800 dort gewohnt haben, um vier Landschaftsbilder von Loschwitz und Blasewitz zu malen. Carl Maria von Weber lebte im kleinen Fährhaus, das nach seinem Tod auch von seiner Witwe und seinen Söhnen Max und Alexander genutzt wurde. Bemerkenswert war der Besuch, als Max von Weber in der Elbe seine selbstgebauten Treträder ausprobierte.

Als der Dorfpoet Moritz Heydrich 1851 im Fährhaus einquartiert wurde, hielt er in seinen Tagebüchern fest: „Seit dem zweiten Mai wohne ich wieder auf dem Land, in einem gemütlichen Stübchen an der Elbe in Loschwitz. Als ich es gemietet hatte, erfuhr ich, dass C. Maria von Weber dort gewohnt und komponiert hat. Ein kalter … und doch tief freudiger Schauer durchrieselte mich. Mit heiliger Ehrfurcht und ernstem Respekt bezog ich mein liebes Stübchen, das sogenannte Wasser-Palais. Ganz bestimmt werde ich es nicht vor Vollendung einer neuen dramatischen Arbeit verlassen.“

In den 1930er Jahren verkehrten viele bekannte Maler wie Wilhelm Lachnit und Conrad Felixmüller im Fährgut, als der Bankprokurist und Kunstsammler Herbert de Coster Miteigentümer des Hauses war. Sein Freund Peter August Böckstiegel zog hierher, um in der Elbe zu baden, und malte ihm ein Zimmer aus, welches heute noch existiert und im Boutique-Hotel »La Campagnola« als Unterkunft angeboten wird. Nach dem Tod von Herbert de Coster bewirtschaftete seine Frau Toni das Haus und schaffte es, es auch in den schwierigen Nachkriegsjahren zu erhalten. 1963 vermietete sie den Anbau an Georg und Matz Griebel, die diesen ausbauten. Hier trafen sich Künstler, Akademiker, Anwohner und Jugendliche aus Loschwitz jeden Freitag im legendären „Keller“. Georg Griebel hinterließ an den Wänden des Kellers und auf zwei Fensterläden seine künstlerischen Spuren.